Spiel des Lebens

Erschienen im Februar 2015 bei clicKIT

Für Luiz Carlos dos Santos Gomes ist Capoeira mehr als nur ein Sport: Es ist eine Lebensphilosophie. Sein Studium, sein Beruf und sogar seine Hochzeit hätten ohne Capoeira ganz anders ausgesehen. Tu-Mai Pham-Huu hat den Capoeirista besucht.

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// „Capoeira kämpft man nicht, man tanzt es nicht, man spielt es“, erklärt Luiz Carlos dos Santos Gomes. „Das Wesen von Capoeira ist, sich spielerisch mit kämpferischen Elementen, Musik und Tanz auseinander zu setzen.“ (zum Video)

Luiz Carlos, der aus einer Region nördlich von Rio de Janeiro stammt, fing bereits mit acht Jahren mit dem Training an. Nach dem Abitur begann er ein Bachelorstudium in Sportwissenschaften. Parallel unterstützte er als Capoeira-Trainer soziale Projekte in einer Schule für Sozialschwache und in einem Jugendgefängnis.

Das erste Mal besuchte er Deutschland im Jahr 2010 – danach stand für ihn fest: Er wollte seinen Master in Deutschland, am liebsten am Karlsruher Institut für Technologie, machen. Über eine Au Pair Stelle finanzierte er sich die erste Zeit und bewarb sich erfolgreich am Sportinstitut des KIT. „Natürlich habe ich meinen Professor davon überzeugt, dass ich meine Master-Arbeit über Capoeira schreibe“, sagt er lachend. „Er kannte es nicht. Da habe ich alles weggeräumt, ihm ein paar Bewegungen gezeigt und dann stimmte er zu.“

Doch nicht nur seine Studienkarriere, auch die große Liebe wartete in Deutschland auf ihn: Beim Training in Heidelberg traf er seine jetzige Frau Lila, die er schon von mehreren internationalen Wettkämpfen kannte. Mit der Weltmeisterin und dreifachen Europameisterin hat er nun einen elf Monate alten Sohn. Der Hochzeitstanz: Natürlich Capoeira.

Auch beruflich hat Luiz Carlos seine Leidenschaft verwirklicht: Mein Verein Abadá Capoeira Karlsruhe hat inzwischen rund 80 Mitglieder und ich kann das hauptberuflich machen.“ Ein Traumjob, sagt er. Neben dem Capoeira-Training veranstaltet er dort auch brasilianische Kulturabende. „Capoeira ist die weltweit größte Vernetzung der brasilianischen Kultur und der portugiesischen Sprache“, so Luiz Carlos. Das nächste Projekt: Eine Promotion in Sportmedizin. //