Integration mit Ginga und Maculelê

Erschienen am 21.05.2016 bei BNN

Verein Abadá Capoeira startet Projekt mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und Studenten

Wenn die Capoeiristas in ihren Kreis, die sogenannte Roda, treten, geht es weniger um Sieg oder Niederlage. Es wird nicht gekämpft, es wird „gespielt“. Ziel des Spieles ist nicht, den Mitspieler etwa durch einen Tritt zu treffen, ihn durch Aggression zu besiegen, sondern sich in gekonntem Zusammenspiel durch gegenseitige und körperliche Geschicklichkeit und Schnelligkeit die Grenzen aufzuzeigen. Für Luiz Carlos dos Santos Gomes ist Capoeira eine Art „Unterhaltung“, die er perfekt beherrscht und die er gemeinsam mit seiner Frau Lila, die jüngst den Europameister-Titel holte, im von ihm gegründeten Verein Abadá Capoeira unterrichtet. Nun will der Brasilianer, der 2010 nach Karlsruhe kam, um Sportwissenschaft zu studieren, den Nationalsport vom Zuckerhut auch jungen, unbegleiteten Flüchtlingen beibringen.

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Das Capoeira-Projekt für geflüchtete Minderjährige, das in Zusammenarbeit mit der Katholischen Hochschulgemeinde stattfindet und vom Büro für Integration der Stadt gefördert wird, soll nach den Sommerferien starten. „Bisher haben wir zwei Schnuppertage angeboten, zuletzt Anfang Mai, an denen die Jugendlichen Capoeira ein wenig kennenlernen und ausprobieren konnten“, berichtete Luiz Carlos dos Santos Gomes. Am Projekt selbst sollen später zehn Flüchtlinge und fünf Studenten der Katholischen Hochschulgemeinde teilnehmen.

Neben regelmäßigem Capoeira-Training werden die Teilnehmer auch ein Theaterstück erarbeiten, das am Ende aufgeführt wird. Das Theaterprojekt handle von der Sklaverei und den Auswirkungen der Kolonialzeit auf die heutige Welt, erläutert Luiz Carlos dos Santos Gomes. „Capoeira ist ideal, um Themen wie Rassismus, Menschenrechte und Demokratie zu behandeln“, sagt der Brasilianer. „Aufgrund der Entstehungsgeschichte von Capoeira kommen wir immer wieder auf den Befreiungskampf der Sklaven in Brasilien zu sprechen und können ganz viele Themen ansprechen, die ansonsten vielleicht gar nicht zur Sprache kommen würden“.

Bei dem Schnuppertraining übten die jungen Flüchtlinge nicht nur Ginga, den leicht wiegenden Grundschritt der Capoeira, sie trainierten auch den traditionellen Brasilianischen Stocktanz „Maculelê“, der ähnliche Wurzeln hat wie Capoeira. Für die jungen Menschen aus Syrien und Gambia, von der Elfenbeinküste und aus Afghanistan war es die erste Berührung mit dem Nationalsport vom Zuckerhut, den gut sechs Millionen Brasilianer ausüben – nur Fußball ist dort beliebter. Doch das Spiel in der Roda habe sie schnell überzeugt. „Die Teilnehmer waren sehr begeistert“, freut sich der Initiator des Projekts.

Patrizia Kaluzny

INTERNET: www.capoeira-karlsruhe.de