Karlsruher Frauenpower bei der Capoeira-Europameisterschaft

Windeln wechseln, Brei rühren und ein straffes Trainingsprogramm – so sieht der Alltag aus für Lila Sax dos Santos Gomes (Instrutora Lilás). Rund ein halbes Jahr nach der Geburt ihres zweiten Sohnes ist die Ausnahmesportlerin wieder zurück in Europas Capoeira-Spitzengruppe.

Bei strahlendem Sonnenschein fanden an diesem Osterwochenende die 21. Capoeira-
Europameisterschaften mit rund 500 Teilnehmenden im französischen Straßburg statt.
Ursprünglich von Sklaven aus verschiedenen Regionen Afrikas entwickelt, vereint
Capoeira Angriffstechniken mit tänzerischen Elementen und rhythmischer Musik. Der als
Tanz getarnte Kampf erfreut sich mittlerweile auch in Europa wachsender Beliebtheit und
wurde 2014 sogar zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.

Meisterschaften bei Capoeira – das sind nicht nur Wettkämpfe, sondern mehrtägige
Events mit vielen Trainingseinheiten bei den weltbesten Trainern mit jahrzehntelanger
Erfahrung. Denn Capoeira lebt vom Austausch. Schirmherr der diesjährigen
Europameisterschaft war José Tadeu Carneiro Cardoso, bekannt als „Mestre Camisa“,
Gründer und Vorsitzender des weltweit größten Capoeira-Verbandes „Abadá-Capoeira“
mit rund 41.000 Mitgliedern in 30 Ländern.

Gestartet wurde in verschiedenen Wettkampfklassen. Ausschlaggebend für die Einteilung
in die drei Kategorien A, B, C ist die Kordelfarbe, welche Rang und Können eines
Capoeirista widerspiegelt. Relativ neu sind die Jugend-, sowie die Baobá-Master-
Kategorie für Capoeiristas ab 40 Jahren.
Der Wettkampf bestand aus mehreren Spielen zweier Capoeiristas in einem Kreis, der
sogenannten Roda. Die erste Kategorie C absolviert zwei Spiele; das ruhigere Benguela-
Spiel mit ineinanderfließenden Bodenbewegungen und das schnelle São Bento Grande-
Spiel, gekennzeichnet durch rhythmisches Ineinandergreifen vielfältiger schneller Tritte
und Ausweichbewegungen. Die mittlere Kategorie B beweist sich zudem im akrobatischen
Iúna-Spiel und die höchste Kategorie A zeigt ihr Können zusätzlich im phantasievollen
Angola-Spiel.

Der Verein Capoeira Karlsruhe e.V., der die 11. Deutsche Meisterschaft im vergangenen
Oktober in Karlsruhe ausgerichtet hat, ging mit 6 Teilnehmenden in verschiedenen
Kategorien an den Start. Lila Sax dos Santos Gomes („Instrutora Lilás“), die in ihrer fast
zwanzigjährigen Karriere schon zahlreiche nationale und internationale Titel geholt hatte,
wurde neben ihrem hervorragenden dritten Platz der höchsten Kategorie A bei drei von
vier Spielarten der A-Kategorie, dem São Bento Grande-, dem Iúna- und Angola-Spiel,
als beste Capoeirista ausgezeichnet und als beste Vertreterin ihrer Kordelgraduierung
gewürdigt.

Deutschland war neben dem Gastgeberland Frankreich und Russland das
dritterfolgreichste Teilnehmerland. Sophie Krebs („Couve-Flor“ aus Berlin) wurde
Europameisterin der Kategorie B. Stefanie Langhammer („Espoleta“ aus Stuttgart) erhielt
eine Auszeichnung als beste Vertreterin ihrer Kordelfarbe. In der Baobá-Master-Kategorie
gehörten Anja Wurth („Instrutora Esmeralda“) und Andreas Berzborn („Instrutor Lince“) aus Berlin und Corinna Wolf („Instrutora Toureira“) aus Augsburg zu den Finalisten. Alle drei leiten bereits seit vielen Jahren ihre eigene Capoeira-Gruppe. Neben den erfahrenen
Capoeristas gehörte auch die deutsche Jugend zu der Europäischen Spitzengruppe. Die
Berlinerin „Magalí“, Deutsche Meisterin von 2018, wurde Dritte und die Münchnerin „Ceu“ Vierte bei der Frauen-Jugend. Der 14-jährige Len Böse („Duracell“) des Karlsruher Partnervereins in Dossenheim belegte den 4. Platz bei den Herren-Junioren und erhielt
wie auch „Magalí“ eine Auszeichnung für das beste Spiel seiner Kategorie.

Der Verein Capoeira-Karlsruhe e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 2012 Capoeira-
Unterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Karlsruhe anbietet und bereits
mehrere internationale Capoeira-Events, sowie die Deutsche Meisterschaft 2018
organisiert hat. Capoeira Karlsruhe e.V. engagiert sich im Rahmen öffentlich geförderter
Projekte, sowie durch Unterstützung des brasilianischen Partnervereins „Bem Faz Bem“
im sozialen Bereich. Weitere Informationen www.capoeira-karlsruhe.de zu finden. Ein
kostenloses Probetraining ist jederzeit möglich.

Dr. Andrea Nestl und Dana Graulich
Foto: Finn Manser

 

Erschienen am 25.04.2019 bei Wochenblattreporter

Erschienen am 25.04.2019 bei Badischer Turnerbund

Erschienen am 01.05.2019 bei Metropolnews

Erschienen am 04.05.2019 bei BNN